Ein anderes
Beispiel, was wohl v.a. auch Jungsmütter kennen, die spontane Analyse
Fremder oder auch Familienangehöriger, dass das Kind doch wohl nicht
etwa ADHS hat?! Ja, es ist aufgedreht, weil es sich freut, eben jene
Personen zu treffen, und ja, es will alles sofort erzählen, zeigen etc.
und verhaspelt sich dabei vielleicht. Aber deswegen ist es doch noch ein
normales, tobendes, fröhliches Kind...(und ganz zu schweigen davon,
dass es noch in einem Alter ist, wo diese Diagnose noch nicht gestellt
werden kann.)
Immer mehr
wird das Normale eingegrenzt und immer mehr Ticks und Macken zu
unnormalen Verhalten und therapiebedürftig erklärt. Hier steht natürlich
auch das Interesse der Ärzte und Pharmaindustrie dem Normalsein einfach
im Wege.
Bei der
Neuerstellung des DSM IV ( Diagnostisches und Statistisches Manual
Psychischer Störungen) gab es dementsprechend große Diskussionen über
die Ausweitung und Neuaufnahme psychiatrischer Erkrankungen. Auf der
einen Seite sind die Psychiater, die alles in Diagnosen zwängen möchten
und für jedes Wehwehchen eine Bezeichnung haben möchten. Die andere
Seite bilden die Psychiater, die wieder für mehr Normalität plädieren
und für ein überschaubares DSM. Einer der Verfechter ist Allen Frances.
Sein Buch "Normal. Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen" habe ich gerade gelesen und kann es allen, die einmal ein interessantes Sachbuch lesen wollen, empfehlen. Ich würde das Buch nicht unterhaltsam nennen, aber man kann es auf alle Fälle gut lesen und die Hintergründe, die Frances darlegt, sind durchaus auch für den Laien interessant. Frances warnt eindringlich vor einer überhandnehmenden Pathologisierung allgemeiner menschlicher Verhaltensweisen und schlägt auch gute Gegenmaßnahmen vor. Schönes Beispiel dabei ist für mich die Trauerarbeit - früher gab es ein Trauerjahr, dass auch optisch (schwarze Kleidung) eingehalten wurde. Heute wird bereits nach wenigen Wochen komplettes Funktionieren erwartet und es gäbe sofort den Rat der Therapie, wenn man nach 6 Monaten noch schwarz tragen würde...
Sein Buch "Normal. Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen" habe ich gerade gelesen und kann es allen, die einmal ein interessantes Sachbuch lesen wollen, empfehlen. Ich würde das Buch nicht unterhaltsam nennen, aber man kann es auf alle Fälle gut lesen und die Hintergründe, die Frances darlegt, sind durchaus auch für den Laien interessant. Frances warnt eindringlich vor einer überhandnehmenden Pathologisierung allgemeiner menschlicher Verhaltensweisen und schlägt auch gute Gegenmaßnahmen vor. Schönes Beispiel dabei ist für mich die Trauerarbeit - früher gab es ein Trauerjahr, dass auch optisch (schwarze Kleidung) eingehalten wurde. Heute wird bereits nach wenigen Wochen komplettes Funktionieren erwartet und es gäbe sofort den Rat der Therapie, wenn man nach 6 Monaten noch schwarz tragen würde...
Auch
ich stimme Frances zu, dass alltägliche und zum Leben dazugehörende
Sorgen und Seelenzustände nicht immer sofort als geistige Krankheiten zu
kategorisieren sind und so die Hilfe für die, die sie wirklich
benötigen, unnötig zu blockieren.